Allerlei Berufe
Allerlei Berufe lassen sich auch an Hildesheimer Häusern finden – gemalt, als Sgraffito, Relief – oder auch als bemalte Schnitzerei wie der „Waffenschmied“, das älteste und sicher auch bekannteste Beispiel für einen Handwerksberuf (Waffenschmiedehaus, Gelber Stern). Mit Ernst widmet er sich seiner Arbeit an Radschloss und Kettenkugel.
Die Schmiedekunst und verwandte Handwerke werden gern dargestellt; hier in einem Relief an einem Haus in der Güntherstraße – eine Szene wie aus einer alten Sage …
Meist weisen diese Darstellungen auf eine im Haus befindlichen Schmiede- oder Schlosserwerkstatt hin, wie auch in der Michaelisstraße, wo mehrere Relieftafeln am Erker auf verschiedene Tätigkeiten im Zusammenhang des Metallhandwerkes hinweisen.
Und auch noch in dem puttoartige kleine Schmied über der Eingangstür eines Hauskomplexes Alfelderstraße / Ecke Brehmestraße ist diese Berufsgruppe verewigt.
Es ist nicht die einzige Figur hier am Haus mit einem Handwerker-Hintergrund – immer aber sind es solche kleinen Wesen. Anders ist es an der Wand eines Hauses in der Von-Emmich-Straße; hier sind die verschiedenen am Hausbau vertretenen Berufe dargestellt; das Bild stammt aus dem Jahr 1938, dargestellt werden hier u. a. Elektriker, Klempner, Maurer, Zimmermann – und Architekt.
Die Maurer werden auch an einem Haus am Sachsenring-Kreisel dargestellt:
Wir bleiben in der Nordstadt; am Erker eines Hauses in der Ohlendorferstraße finden sich gleich vier Köpfe mit den Attributen ihrer Tätigkeit: Amboss und Hammer (Schmied); Bücher und Stift (Bürotätigkeit oder etwas Publitizstisches); Sense (Feldarbeit); Kochlöffel und Bügeleisen (Hauswirtschaft).
Ein alter Beruf, der in den Wintermonaten auch für das Hildesheimer Brauchtum wichtig war, ist der Pflasterer, der Patthöker. Zwei davon kann man in einem Eckhaus Einumer Straße / Katharinenstraße erkennen:
Die Patthöker hatten in der Weihnachtszeit das Privileg, als Heilige Drei Könige durch die Stadt zu ziehen und zu heischen.
Mehrere Berufe rund um das Schreiben, Setzen, Drucken und Vor(Lesen) sind am Verlagshaus der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung (Rathausstraße) angebracht. Da kann man bei genauem Hinschauen auch etwas zur Geschichte des Gerstenberg-Verlages lesen.

Auf dem „Papier“ steht: Zeitungsverlag Gebrüder Gerstenberg. Zerstört durch Luftangriff 22. 3. 1945.

Auf dem „Papier“ kann man lesen: Wiedererbaut durch Dr. H. A. Gerstenberg 1952/53
Nicht unähnlich, nur in anderem Material, die verschiedenen Berufe rund um die Gesundheit als Relief am Haus der früheren Ratsapotheke. Während der Zahnarzt schon die Zange in der Hand hält, um einen Zahn zu ziehen, wehrt der arme Patient mit der rechten Hand ab: So schlimm ist es doch nicht, der kann noch drin bleiben …
Auch ein Tierarzt wird tätig, vielleicht ist es ja ein Goldesel, den er behandelt …
Und auch der Apotheker darf natürlich nicht fehlen; auf dem Mörser erkennt man die Jahreszahl der Entstehung dieser Reliefs: 1950/51.
Ebenfalls ein Steinrelief stellt in der Hornemannstraße Bauarbeiter dar. Es ziert den Eingang zum Bauunternehmen Mölders &. Cie.
Und nochmals zurück in die Nordstadt; an einer Hauswand in der Peiner Straße werden Szenen aus einer Zeit dargestellt, als die „Rote 11“ noch fuhr – ein Maler steigt die Leiter hinauf, und unten wartet eine Fischverkäuferin auf Kundschaft.
Und noch einmal zurück zu einer alten Darstellung und zu einem ganz alten Beruf: Der Schweinehirt war als Gemeindehirte bis in 19. Jahrhundert in ländlichen Gegenden zu finden. Die Darstellung hier am Tempelhaus ist allerdings eine Illustration des Evangeliums-Gleichnisses vom verlorenen Sohn, der sich in der Fremde sogar als Schweinehirte verdingen musste.